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"Bettina Gelhard-Reeh - Malerin"

Ein Film von Stella Tinbergen, 2021
(Kurzfassung)

Dr. Peter Lodermeyer

Kunsthistoriker, Bonn

Gedanken zu den neuen Gemälden von Bettina Gelhard-Reeh

 

In der Bildern der Wiesbadener Malerin Bettina Gelhard-Reeh geht es um rein malerische Probleme, um das Kerngeschäft des Malens selbst: den Umgang mit Formen, Farben, kompositorischen Grundfragen. Diese Malerei hat keine Bekenntnisse zu machen und Theorien zu verkünden, wie das ja heute oft geschieht. Gelhard-Reehs Bilder wenden sich an Betrachter, die malerische Kultur als solche zu schätzen und zu würdigen wissen. Mit dieser selbstreflexiven Haltung einer Malerei um der Malerei willen ist ihre Arbeit unverkennbar in der Moderne verankert. Ihren Anspruch hat Gelhard-Reeh zuweilen auf die knappe Formel gebracht: „Ich will einfach gute Bilder malen.“ Wer sich mit Malerei auskennt, weiß, dass „einfach“ hier unbedingt in Anführungszeichen zu setzen ist. Gute Malerei ist alles andere als einfach, denn um verlässlich gelungene Bilder zu malen, braucht man viel Erfahrung, viel Geduld, Wissen und Handwerk, um nur einige Faktoren zu nennen. Nicht zufällig erreichen zahlreiche Maler und Malerinnen erst in vorgerücktem Alter das Stadium, in dem sie souverän über ihre künstlerischen Mittel verfügen können.

 

Daher ist es sehr hilfreich, wenn man auf diesem langen und windungsreichen Weg hin zu „guten Bildern“ eine Wegweisung hat, eine Leitfigur, einen „Sparringspartner“. Für Bettina Gelhard-Reeh gab es diesen: den Maler Adolf Hölzel (1853-1934), einen der Pioniere der abstrakten Malerei in Deutschland. Hölzel gehört vielleicht nicht zu den prominentesten Malern der Moderne – in Wiesbaden wäre Alexej von Jawlenski gewiss die näher liegende Wahl gewesen – doch für Gelhard-Reeh war gerade seine Malereiauffassung enorm wichtig. Auf ihn gestoßen wurde sie von Christa Möhring, dieser für die Wiesbadener Kunstszene gar nicht hoch genug einzuschätzenden Malerin, Lehrerin und Mentorin. Es zeugt von Möhrings guter Intuition, zu sehen, dass Hölzels besondere Art, seine Bilder zu bauen, Formen ineinander zu verfugen, Farben aufeinander abzustimmen, genau das war, was der jüngeren Kollegin bei der Suche nach ihrem eigenen Stil weiterhelfen konnte. Und so hat Bettina Gelhard-Reeh über Jahre das Werk und die theoretischen Ausführungen Hölzels genau studiert und sich ebenso mit dem Hölzel-Kreis, insbesondere mit der Farbtheorie von dessen wohl bedeutendstem Schüler, Johannes Itten, auseinandergesetzt. Damit haben ihre Bilder tiefe Wurzeln in der Malerei der Klassischen Moderne ausgebildet.

 

So wichtig es war, sich an Hölzel und seinen Nachfolgern zu orientieren, um eine Haltung in der Malerei zu gewinnen – noch viel wichtiger aber ist es, sich davon Schritt für Schritt auch wieder loszumachen. So hat sich Gelhard-Reeh in den letzten Jahren einen malerischen Freiraum geschaffen, indem sie all die Gesetzmäßigkeiten des Umgangs mit Form und Farbe, die sie sich erarbeitet hatte, auch wieder infrage stellen, relativieren und gegebenenfalls durchbrechen konnte. Einen enorm wichtigen Schritt unternahm sie 2020, als sie sich dazu entschied, die Fixierung ihrer Gemälde auf das Stilllebenmotiv aufzugeben und ungegenständlich zu werden. Die frühere Beschränkung auf Stillleben beziehungsweise Interieurs mit Stilllebenmotiven war zweifellos eine gute Option gewesen, die Malerei auf den internen, geschützten Raum des Vertrauten und Greifbaren zu fokussieren. Wer sich ältere Arbeiten der Malerin anschaut, wird schnell begreifen, dass es darin ja keineswegs um das Aussehen von Kannen, Vasen oder Obstschalen ging. Aber wenn diese Motive ohnehin nur Vehikel für sinnvolle kompositorische Anordnungen von Farbe und Form gewesen sind, ist ihre Gegenstandsbedeutung letztendlich auch entbehrlich. Und so hat sich mit der Suspendierung des Gegenständlichen ein weiterer Schritt für Gelhard-Reeh ergeben. Einen besonderen Reiz und feinsinnigen Humor entfalten ihre neueren Arbeiten dadurch, dass sie gelegentlich noch mit dem Stilllebenmotiv kokettieren. Man findet darin etwa runde Formen, aus denen einmal Äpfel und Pfirsiche hätte werden, oder eckige Gebilde, die als Tischfläche hätten dienen können. Gerade mit der bloßen Andeutung potenzieller Gegenständlichkeit wird der bewusste Verzicht auf deren Aktualisierung sinnlich erfahrbar.

 

Im Nahblick auf diese Gemälde zeigt sich, dass es in Gelhard-Reehs Malerei kaum eine Form, kaum eine Farbe gibt, die einfach mit sich selbst identisch wäre. Sie sind wesensmäßig prozessual, jede Form-, jede Farbfindung ergibt sich aus der Überlagerung mit oder Modifikation von anderen Formen und Farben. Die Bilder entstehen ohne Vorskizzen, ohne Pläne und Entwürfe in einem intuitiven Prozess der permanenten Bearbeitung der Bildfläche. Mit jeder neuen Setzung an einer Stelle verändert sich das Gesamtbild und muss entsprechend im nächsten Schritt modifiziert werden, und so weiter. Das Ziel ist es, am Ende, trotz aller Mühsal und Plage der malerischen Auseinandersetzung, zu einem Ergebnis zu kommen, das so selbstverständlich, so lässig und klar vor Augen steht, als hätte es gar keine andere Lösung geben können. Die Malerin sagte einmal, dass sie ihrer Bilder „mit einer Leichtigkeit“ ausstatten wolle, „was nicht heißt, dass sie leicht sind.“ Für diese Haltung, das Schwere leicht erscheinen zu lassen, gibt es einen alten Terminus aus der italienischen Kulturgeschichte. Wenn man das Ideal der Malerei von Bettina Gelhard-Reeh mit einem Wort benennen wollte, dann wäre es wohl dies: sprezzatura.

DR. VERENA FLICK

Kunstkritikerin und freie Journalistin, Wiesbaden

Bettina Gelhard - Reeh ist eine Künstlerin, die sich ähnlich wie der große italienische Maler Morandi, auf eine besondere Form der Malerei konzentriert hat: das Stilleben. Diese Wahl ist nicht durch Äußerlichkeiten bewirkt worden, sondern Ausdruck der Konsequenz, mit der die Künstlerin ihren Weg verfolgt. Schon der deutsche Name für diese Gattung weist auf die paradoxe Einheit der Gegensätze hin, die für diese Künstlerin so bezeichnend ist. Das Leben in der Stille, die Bewegung in der Ruhe das alles ist in diesen Arbeiten gegenwärtig. Die Krüge und Kannen erscheinen zugleich statuarisch streng und auf eigentümliche Weise belebt. Das Ganze wirkt zeitentrückt und trifft doch auf eine hintergwündige Weise den Nerv unserer Zeit. Wenn man es auch auf den ersten Blick nicht glauben mag: es gibt kaum etwas, das die Kunst unserer Zeit so prägt wie die Stille. Alle Kämpfe scheinen ausgekämpft, es wird kaum mehr gestritten, weil die extremen Möglichkeiten in der Kunst schon alle ausgeschöpft zu sein scheinen. Daß dennoch Hektik, den Kunstbetrieb beherrscht, hängt damit zusammen, daß diese Stille allgemein als Stillstand empfunden wird. Der Stillstand wird häufig dadurch bekämpft. daß man die heroischen Zeiten der Avantgarde mit ihrer zukunftsorientierten Dynamik in der Kunst heraufzubeschwören versucht. Doch solcher Zitatkunst fehlt nichts so sehr wie das Leben, und dadurch ist sie in besonderem Maße Ausdruck des Stillstands, den sie zu überwinden sucht.

Bettina Gelhard - Reeh geht da einen völlig anderen Weg. Sie wehrt sich nicht gegen die Stille sondern nimmt sie an, und dadurch entdeckt sie das geheime Leben im offenkundigen Stillstand. In der Stille ist der Kampf der Gegensätze zur Ruhe gekommen, und dadurch kann sich erst zeigen, wie diese Gegensätze aufeinander bezogen sind. Sie erscheinen in diesen Ölbildern, Ölkreide - oder Mischtechnik - Arbeiten wie Pol und und Gegenpopl, aus deren Berührung ein lebendiger Funke springt, der die Stille insgeheim glühen und vibrieren läßt. Was sich hier so lebendig berührt. sind die entgegengesetzten Möglichkeiten der modernen Malerei überhaupt. Da wäre einerseits die Tradition der französischen Moderne von den Impressionisten über Cezanne bis zu den Fauves, die in Bettina Gelhard Reehs Arbeiten sehr präsent ist. Diese Tradition ist von der Erfahrung geprägt, daß das menschliche Auge die einzelnen Farben nicht isoliert ansieht, sondern ein Beziehungsgeflecht von Farben wahrnimmt. Immer, wenn wir lange und intensiv auf eine Farbe gesehen haben, erscheint vor unserem inneren Auge ihr komplementäres Nachbild. So sehen wir etwa bei geschlossenem Auge grün, wenn wir lange genug einen roten Gegenstand betrachtet haben. Dies weist darauf hin. wie unser Sehvorgang von einer polaren Gegensatzspannung geprägt ist und durch sie geordnet wird.

Um dies in der Kunst sichtbar zu machen, haben die Maler der französischen Moderne die Farben auf der Fläche klar gegenübergestellt. Die Raumtiefe mußte zurücktreten, weil die Einordnung der Farben in einen Vorder, Hinter- oder Mittelgrund von diesem Beziehungsnetz der Farben und Formen auf der Fläche abgelenkt hätte. Auch bei Bettina Gelhard Reeh finden sich wie in der klassischen französischen Moderne klare Gegenüberstellungen von Komplementärfarben; wenn sie etwa eine rote Fläche gestaltet, wird bei ihr zumindest ein grüner Streifen kaum fehlen. Ebenso finden wir bei dieser Künstlerin eine genaue und sensible Farbmodulation, die die komplementäre Spannung zwischen den Farben überbrückt.

Doch auf der anderen Seite unterscheiden sich Bettina Gelhards Arbeiten von klassisch modernen Bildern dadurch, daß in ihnen auch die andere Seite der Moderne integriert ist, die von Turner zu den Informellen führt. Diese Seite wird dadurch gekennzeichnet, daß sie nicht vom Nebeneinander, sondern vom Ineinander und Übereinander der Farben geprägt ist. Sie betont gerade das, was die klassische Moderne bewußt ausgeklammert hat: das Eingebettetsein der endlichen Farben in einen unendlichen, transparenten Raum. Der Maler Philipp Otto Runge hat in seinem berühmten Brief an Goethe, den dieser in seine Farbenlehre aufnahm, auf diesen qualitativen Unterschied zwischen durchsichtigen und undurchsichtigen Farben aufmerksam gemacht. Nun ist die Tafelmalerei im Gegensatz etwa zur Glasmalerei an undurchsichtige Mittel gebunden, sowohl in den Farben als auch im Malgrund. Dennoch gehört es zur Eigenart dieser Kunstform, daß bestimmte Farbzusammenstellungen mit innerer Logik die Illusion unendlicher, transparenter Räume erwecken. Bei starken Kalt – Warm Kontrasten innerhalb einer Farbe, bei Farben, die ineinander übergehen oder übereinander gelagert sind, erhält der Betrachter regelmäßig den Eindruck, daß sich Farbräume bis ins Unendliche öffnen, die keineswegs ein Abbild realer Räume sein müssen. Sehen wir uns nun die Bilder von Bettina Gelhard Reeh genau an, so die Subtilität, mit der sie auch diese Stilmittel beherrscht: Die Farben sind auf vielschichtige Weise übereinander gelagert und durch eindringliche Kalt – Warm Kontraste gekennzeichnet. Wie vereint nun die Künstlerin dies mit der Orientierung an der französischen Moderne?

Es ist erstaunlich. wie die Künstlerin eine ganz besondere Bildarchitektur entwickelt, um die starken malerischen Gegensätze in ihrem Werk so miteinander zu versöhnen, daß sie als Einheit erscheinen. Bettina Gelhard - Reeh baut oft die Bilder aus einzelnen rechteckigen Segmenten auf, die exakt voneinander abgegrenzt sind. Dadurch verhindert sie, daß die einzelnen Farben in einem unendlichen Raum ineinander fließen und die polaren Gegensätze auf der Fläche verwischt werden. Pol und Gegenpol im Beziehungsgeflecht der Farben bleiben deutlich sichtbar, und die an Bausteine erinnernden Bildsegmente geben der Fläche die Kompaktheit und Schwere einer realen Mauer. Doch diese Mauer erscheint zugleich transparent, geradezu immateriell. So zeigt sich auch hier die besondere Kraft der Künstlerin, den Gegensätzen ihre Ausschließlichkeit zu nehmen. Schwere und Schwerelosigkeit, Kompaktheit und Durchsichtigkeit schließen sich ebensowenig aus wie die beiden Traditionen der modernen Malerei, die in diesen Bildern gleichermaßen fortgeführt werden. Durch die Berührung all dieser gegensätzlichen Pole lebt die Stille in diesen Stilleben. was sich in dem vieldeutigen Schimmern, dem vibrierenden Leuchten all dieser Arbeiten zeigt, durch das sie ihre starke Ausstrahlung erhalten.

ARNOLD GORSKI

 

„Das Stilleben ist mein hauptsächliches Experimentierfeld. Mein Anliegen dabei ist es, unter weitgehender Reduktion der materiellen Formen das Gegenständliche in einem eigenen Farbklang darzustellen.“

Malen ist eine Leidenschaft, mit allen Freuden und Leiden, die eine solche Passion mit sich bringt. Bettina Gelhard-Reeh ist diese Leidenschaft und die Begabung des Malens wohl in die Wiege gelegt worden. Ihr künstlerisch anregendes Elternhaus und ein ständiger Dialog, vor allem mit ihrem Vater, der sich in Wiesbaden einen besonderen Ruf als Maler erworben hatte, ließen ihre Liebe zu Farbe und Form zur Berufung werden.

Man könnte Kunst auch definieren als ästhetische Sicht der Welt durch ein individuelles Temperament. Bettina Gelhard-Reehs Kunst lebt aus der Spontaneität des Einfalls und der Kraft der Farbe. Sie bereitet mit ihren Bildern dem Leben ein leuchtendes Fest. Farbe, Form und Linie vereinigen sich zu Klang und Rhythmus. Manchmal treten Dissonanzen in Erscheinung, um der Euphorie der Freude Einhalt zu gebieten und einer dunklen Lebensmelodie zu ihrem Recht zu verhelfen. „Es gibt keine Schönheit ohne eine gewisse Melancholie.“, sagt Edgar Alan Poe. Die Neigung zur Idylle liegt Bettina Gelhard-Reeh fern. Sie weiß um die Kontraste der Wirklichkeit und nutzt sie konsequent in ihrer Kunst.

 

Wir kennen in ihren Bildern den Hang zum Stilleben. Aus der Farbe und dem Gefüge der Formen tauchen Krüge, Schalen, Vasen, Früchte und Blumen auf, die auf geheimnisvolle Weise miteinander kommunizieren oder sich abwenden und alleine bleiben wollen – ein Verhalten von Formen, eingebettet in leuchtender Farbe. Bettina Gelhard-Reehs Bilder sind durch ihre Qualität von zeitloser Schönheit. “ Sie malt, wie ein Vogel singt“, hätte Vincent Weber gesagt. Ihre Bilder wären ihm eine große Freude gewesen.

Vincent Weber kam aus der Schule von Adolf Hölzel, einem Lehrer der fundamentalen künstlerischen Mittel. Durch Christa Moering, die wiederum Schülerin von Vincent Weber war, hat Bettina Gelhard-Reeh dieses malerische, geistige Rüstzeug verinnerlicht. Sie denkt in Farben, Formen, Linien und Rhythmen. Ihre Seelenverwandtschaft zu Hölzel tritt offen zu Tage.

Eine Serie von kleineren Formaten, entstanden in letzter Zeit, zeigt eine deutliche Neigung zur Abstraktion. Die Gegenstände ziehen sich zurück. Die Dominanz der Farbe wird noch deutlicher, und nur in assoziativen Andeutungen tauchen hier und da noch Landschaft, Stilleben und Figur auf. Es ist der Weg nach innen, ein noch direkterer Zugriff auf emotionale Befindlichkeiten durch die Wahl der reinen künstlerischen Mittel.

 

Die Natur hat unsere Sinne geformt und erzogen. Jede Farbe, jede Form, jede Linie löst Empfindungen in unserem Unterbewusstsein aus. Bettina Gelhard-Reeh schöpft aus der Tiefe dieser Quelle. Unsere Sinne wollen immer das Äußerste, das Intensive. Kunst nimmt uns mit auf diese Reise in eine überhöhte Wirklichkeit. Eduard Mörike sagt: „Kunst ist nichts anderes als ein Versuch, das zu ersetzen, was uns die Wirklichkeit versagt.“Vielleicht finden Sie in dem einen oder anderen Bild von Bettina Gelhard-Reeh eine solche Art von Glücksverheißung, die uns die raue Wirklichkeit nur allzu oft vorenthält.

DR. BRIGITTE RECHBERG-HEYDEGGER

Kunsthistorikerin und vereidigte Sachverständige, Wiesbaden

 

Spätestens mit dem Kubismus zu Anfang dieses Jahrhunderts wurde das Ende der Tafelmalerei prophezeit. Und obwohl seitdem die Stillandschaft viele Blüten, mehr oder weniger schnell welkend, hervorgebracht hat: sie hat dennoch überlebt. Dabei geht es auch heute noch um die Kernfrage: was ist die Aufgabe der Kunst? Die Antwort ist polarisiert: Erkenntnis oder Erlebnis, Rationales oder Emotionales.

Kein Maler kann einen Malstil für sich erfinden, nur um mit seinen Werken als modern, außergewöhnlich, unverwechselbar dazustehen. Damit würde er nicht nur seine Persönlichkeit vergewaltigen, sondern sehr schnell seine Bilder durch provokative Effekthascherei zu modischer Masche und Manier werden lassen. Jedem Künstler ist eine besondere Art von Malerei eigen, individuell wie eine Handschrift. Diese herauszufinden, anzunehmen, zu entwickeln und auszuprägen ist eine ständige Herausforderung.

Mit Leidenschaft, Intuition und Kompetenz hat sich Bettina Gelhard - Reeh seit Jahren dem künstlerischen Kampf um Farbe, Form und Fläche auf ihren Tafelbildern gestellt. Jenseits von modischen Trends sieht sie ihre Wurzeln in der malerischen Qualität der Klassischen Moderne. Gegen die Kalkulation von Kopffüßlern und Kopfgeburten provoziert sie das Gefühl des Betrachters. Begeistert von der Ursprünglichkeit des Malens, die aus dem Elementarerlebnis der Farbe schöpft, entführen ihre Gemälde in Bildräume zwischen sichtbarer Erfahrungswelt, Imagination und gedanklicher Assoziation.

Ihre Motive zeigen eine Welt der stillen Dinge: Vasen, Kannen, Flaschen, Schalen, deren Formen gleichsam aus dem Bildgrund herauswachsen. Diese Bilder entführen in Farbräume, in Sphären von Blau, Violett, Türkis, Feuerrot und Zitronengelb. Die starke Intensität der nuancenreichen Farbfelder ist eingebunden in eine konsequente Bildstruktur. Darin finden die kühnen Kontraste, komplementären Spannungen und nicht zuletzt die beabsichtigten Dissonanzen des eigengesetzlichen Farbraumes einen beruhigenden Gegenpol in der zweidimensionalen Fläche.

Die Bilder von Bettina Gelhard - Reeh sind erfüllt von entschiedener Mallust, sensibler Farbleidenschaft und ausgeprägtem Formempfinden. Malerei hat für sie hinter dem Horizont der sichtbaren Welt ihre eigene Wirklichkeit. Ihre Bilder sind geprägt von Empfindungen ohne Sentimentalität. Sie sind ausdrucksstark, aber ohne wildes Lärmen. Die Bilder zeigen die Handschrift ihrer Persönlichkeit.

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